Die reine Reisezeit von Vancouver nach Los Angeles an der Westcoast beträgt 22 Std. Um die wichtigsten Highlights abzudecken, benötigt man mindestens 14 Tage. Um alles zu absorbieren, was die Route entlang der Pazifikküste zu bieten hat, kann man gut und gerne einen Monat investieren. Drei Wochen sollten also ein gutes Mittelmaß sein. Das dachten wir zumindest, als wir diesen Trip planten. Die Realität sah dann doch ein wenig anders aus und streckenweiße hatten wir das Gefühl die Zeit ausschließlich hinterm Lenkrad zu verbringen. Gelohnt hat es sich dann aber alle Mal, denn die Fahrt entlang der Küste ist ein wahres Feuerwerk an Stränden und Nationalparks.

"Traveling - It leaves you speechless, then turns you into a storyteller."
Ibn Battuta

Vancouver

Umgeben von Meer und hohen Bergen macht Vancouver seinem Ruf als eine der schönsten Städte der Welt alle Ehre und haut uns gleich zu Beginn der Reise erst einmal um. Im positiven Sinne. Wir verbringen zwei Tage mit einem Mix aus Stadt und Natur und bereuen es direkt, nicht mehr Zeit eingeplant zu haben, um Vancouver Island zu entdecken. Egal, die Vorfreude auf den anstehenden Trip ist einfach zu groß um gleich Trübsal zu blasen.

CANNON BEACH

Der erste Abschnitt mit unserem Haus auf Zeit und Rädern ist ernüchternd. Gleich in der ersten Nacht finden wir keinen freien Campingplatz. Nach einem notgedrungenen Aufenthalt auf dem Parkplatz einer großen amerikanischen Supermarktkette, brauchen wir direkt ein positives Erlebnis. Also auf nach Cannon Beach. Die kleine Küstenstadt hat einen langen wilden Strandabschnitt, der mit Felsformationen gespickt ist. Wahrzeichen ist der Monolith „Haystack Rock“, der unmittelbar vor der Küste 70 Meter hoch aus dem Wasser ragt. Besonders schön ist es hier am späten Nachmittag, wenn die Sonne langsam untergeht.

PORTLAND

Die Stadt im Nordwesten der USA hat den Ruf, ein Mekka für Kreative und An­ders­ge­sinn­te zu sein. Getreu dem Motto „keep Portland weird“ werden hier Individualismus und Non­kon­for­mi­tät gefeiert. Und in der Tat begeistert uns die Stadt so richtig. Vollgepackt mit Kaffeeröstereien, Craft-Brauereien und Food Trucks, schrulligen Vierteln und umgeben von Bergen sticht Portland unter den Städten der USA definitiv hervor. Und das mit den Campingplätzen haben wir auch langsam raus. Auf jeden Fall werden wir für den Rest unserer Reise auf keinem Supermarkt Parkplatz mehr stranden.

PAINTED HILLS

Ein Besuch der Painted Hills gleicht irgendwie einer Reise durch die Geschichte unseres Planeten. Die einzelnen Schichten der rund 30 Millionen Jahre alten Hügel offenbaren die unterschiedlichsten Farben, die sich über den Tag durch die wechselnden Lichtverhältnisse verändern. Am späteren Nachmittag erleben wir dann das spektakulärste Farbenspiel. Auf Holzstegen wandern wir zwischen den Hügeln umher und fühlen uns stellenweise wie auf dem Mars.

RED WOOD NATIONAL PARK

An der Küste Nordkaliforniens schützen die „Redwood National and State Parks“ die letzten Bestände eines Waldes aus archaischen Bäumen. Unzählige wild verwucherte Wege führen an den Giganten vorbei, die Höhen von über 100 m erreichen können. Die ältesten Parkbäume dürften um die 2.000 Jahre alt sein und haben einen Stammdurchmesser von über 6 Metern. Wir fühlen uns wie Zwerge unter lauter Riesen und können uns einfach nicht sattsehen. Und entwickeln ganz nebenbei eine neue Sichtweise aufs „tree hugging“. Man kann einfach nicht widerstehen ab und an einen der Mammutbäume zu umarmen.

SAN FRANCISCO

Ohne Blumen im Haar aber mit jeder Menge Vorfreude geht es über die Golden Gate Bridge rein nach San Francisco. Mit ihrer schönen Architektur, den vielfältigen Nachbarschaften und ikonischen Sehenswürdigkeiten zieht uns die Stadt von Anfang an in ihren Bann. Besonders wohl fühlen wir uns im Ortsteil „The Mission“ wo sich Kaliforniens ursprüngliche lateinamerikanische Kultur in farbenfrohen Murals widerspiegelt. Auch Haight Ashbury, die Wiege der Hippie-Bewegung und nach wie vor ein Magnet für Exzentriker, ist mit seinen viktorianischen Häusern und schrägen Vintage-Läden einen Besuch wert.

YOSEMITE

Zugegebenermaßen liegt der nächste Stopp nicht wirklich entlang der klassischen Westcoast Route. Aber der Yosemite Nationalpark zählt nicht nur zu den meist besuchten Parks der USA, sondern hat mit seinen markanten Granitfelsen, den tiefen, grünen Wäldern und rauschenden Wasserfällen auch richtig was zu bieten. Das Herzstück ist das Yosemite Valley mit „Half Dome“ und „El Capitan“. Die schönste Aussicht haben wir auf 2.200 Metern vom Glacier Point. Hier steht man quasi auf Augenhöhe mit dem Half Dome und genießt einen fantastischen Blick auf die gezackten Gipfel der Sierra Nevada. Der Abstecher hat sich auf alle Fälle gelohnt.

BIG SUR

Zurück aus Yosemite und mit weiteren Abstechern, unter anderem in Santa Cruz, nähern wir uns auf dem Pacific Coast Highway Südkalifornien. Big Sur begeistert uns dabei mit den besten Ausblicken auf den Pazifischen Ozean. Und für die Aussicht bleibt jede Menge Zeit, denn auf der kurvenreichen Straße geht es gemächlich zu. Es reihen sich Camper an Autos, Autos an Camper und so weiter. Aber das ist nicht weiter tragisch, denn man bleibt ohnehin ständig irgendwo am Straßenrand stehen um zu staunen und Fotos zu machen. Zu den Highlights gehören die „Bixby Bridge“ und die „McWay Falls“. Die sind zwar nur 24 Meter hoch, scheinen aber fast zu schön, um wahr zu sein.

LOS ANGELES

Endlich am Ziel angekommen. Nach drei Wochen on the road freuen wir uns erst einmal über ein richtiges Bett. Und ein Badezimmer, das größer ist, als einen halben Quadratmeter. Um die Stadt zu erkunden, müssen wir dann aber (leider) wieder fahren. Los Angeles ist dermaßen zersiedelt, dass man ohne Auto nicht weit kommt. Durch die Stadt laufen ist hier nicht, und so sehr reißen uns die bekannten Sehenswürdigkeiten ehrlich gesagt auch nicht vom Hocker. Wir konzentrieren uns statt dessen lieber auf Venice und Santa Monica, genießen die Sonne, bewundern die Skater, lassen uns treiben und blicken zurück auf einen anstrengenden Trip, der es aber so was von wert war.

Share:
Vorherige Story

DLV TRUE ALTHLETES